Donnerstag, 23. August 2012

Sound of the Forest 2012

- Geniales Festival, das allerdings ein paar bekanntere Musiker benötigt -


Wow, was ein Wetter, was ein Festival, was eine Stimmung… auf dem Zeltplatz.
Ja, das drückt eigentlich schon alles aus. Aber wir gehen nun chronologisch vor.
Am Maarbacher-Stausee angekommen, trafen wir auf viele Odenwälder an dem Strand, der gleichzeitig als Zeltplatz fungierte. Wir fanden eine extreme Kulisse vor, die die Herzen der Camper hochschlagen ließ.


Von dort aus begaben wir uns auf das eigentliche Festival-(Bühnen)-Gelände. Erst ein wenig über die Größe (oder sagt man Kleine?) verwundert, fanden wir uns schnell zurecht. Aber jetzt erstmal hinter die Bühne, schließlich hatten wir einen Interview-Termin mit Max Prosa. Gut, die Organisation und der Informationsfluss war nicht sehr gut - demnach wurde unser Interview kurzer Hand verschoben. Im Backstage machten wir es uns erstmal gemütlich und genossen das herrliche Wetter. Im Anschluss daran folgte dann das Konzert von Max Prosa. Es war überwältigend. Max hatte mit seinen Liedern und seinem “merkwürdigem“ Charme schnell alle auf seiner Seite und viele, die einfach nur aus Interesse kamen, waren nach dem Konzert überaus begeistert. Besonders fiel uns dabei ein Mann auf, der alle Songs mitsingen konnte und scheinbar ein Max-Fan seit erster Stunde ist.
Max Prosa, der seinem Nachnamen alle Ehre macht, singt in seinen Liedern über Liebe, das Leben und die Welt. Angehaucht von Folkrock, der seinen Songs dieses gewisse Etwas gibt, entspricht Max nicht der Masse an Mainstream-Sängern, sondern entwirft und präsentiert seine eigene Art. Seine Show wirkt zu Anfang auf den Zuschauer erschreckend und düster. Das könnte allerdings nur daran liegen, dass es etwas ganz anderes ist. Trotzdem muss man ihm zugestehen, dass er auf der Bühne seiner Rolle folgt und das Publikum mit in seine Phantasie-Welt entführt. Eine sehr sehenswerte Show, bei der es sich auf jeden Fall lohnt die kommende Tour zu besuchen.


Nach dem Auftritt war Max dann auch für ein Interview bereit und hinterließ Euch natürlich einen Gruß, den wir für Euch musikalisch abgerundet haben.


Nach diesem Statement stellten wir Max noch ein paar weitere Fragen, die wir Euch nicht vorenthalten wollen.



DB: Du hast ein Mathematik- und Physikstudium begonnen und anschließend abgebrochen. Wie passt dieses Logikstudium mit Deinen lyrischen Texten zusammen?
Max: Es ist kein so großer Gegensatz: es geht bei beidem um Struktur und Gefühle für die Dinge und wie man die Sachen miteinander verbindet. Das ist auch auf eine gewisse Art und Weise kreativ. Ein guter Freund von mir hat begonnen Germanistik zu studieren und der Professor meinte: „Wenn einer von Ihnen hier schreiben will, sind Sie im falschen Studium“. Das war einfach nicht das passende für mich.

DB: Aber Du warst schon ein sehr begabter und guter Schüler?
Max: Nicht die ganze Zeit, nur am Ende dann.

DB: Auch in Deutsch?
Max: Ich war halt damals noch nicht so richtig auf der Schiene, das lief alles nebenbei. Ja, ich war schon gut und habe das alles ganz easy gemacht, wäre aber auch zweimal fast sitzen geblieben.

DB: Wie hat Dein privates Umfeld reagiert, als Du Deinem Physikstudium den Rücken zugekehrt hast?
Max: Das war natürlich ein Problem, weil in meiner Familie gibt es keinen großen künstlerischen Gedanken, also wir kannten keine Künstler. Das war so ein Lebensentwurf, der für mich gar nicht so existiert hat und dahin zu finden über Umwege und irgendwann zu sagen: „Ich mach das jetzt erstmal und schmeiß das Studium.“ - hat natürlich erstmal zu Unverständnis geführt, aber es wussten alle, das ich das machen würde.

DB: Was war dann Dein erster Schritt? Wie bist Du vorgegangen?
Max: Ich hab erstmal versucht mir ein Umfeld zu schaffen, indem ich arbeiten kann. Das war schon schwierig als Student. Zu Hause kannst Du keinen Lärm machen. Proberäume sind teuer. Dann musste ich mich in Berlin rumschlagen und hatte so einen kleinen Raum für 50€/Monat, ohne Fenster. Und da haben wir zu sechst drin gewohnt. Dann habe ich Demos aufgenommen und Leute kennengelernt und bin irgendwann zum "Zughafen" nach Erfurt gekommen. Die haben an mich geglaubt und mir das Studio zur Verfügung gestellt.

DB: Wie steht es um Deinen privaten Musikgeschmack?
Max: Naja, die Band, an die man sich in 50 Jahren noch so erinnern wird, ist Radiohead, denk ich. Die haben so ihr Ding gemacht und das optimiert. Also das find ich wahnsinnig gut. Das ist so ein spezielles Feld und ein spezieller Geschmack, da wird das Eigene immer gut sein. Aber es gibt auch so viel altes Zeug was ich gerne höre. Bob Dylan - der hat sich mehrmals selbst wieder neu gefunden. Ich finde auch, dass sich im heutigen Musikbuisness viel zu schnell auf neue Künstler konzentriert wird und nicht altes verfolgt wird.

DB: Was sagst Du zum Deutsch-Hype?
Max: Ich sehe mich da nicht in dem Kontext. Die Leute werden schnell über einen Kamm geschert „Der Junge mit der Gitarre“. Aber wenn man sich mal mit der Musik beschäftigt, würde man merken, dass es anders ist.

DB: Also würdest Du Dich nicht in eine Schublade stecken mit einem Tim Bendzko oder Xavier Naidoo?
Max: Ich mag dieses Spartendenken überhaupt nicht, das ist eher so eine Polizeiästhetik.

DB: Wie erklärst Du Dir deren Erfolg?
Max: Ich weiß es nicht, die werden wahrscheinlich ein gut klingendes Album haben. Ich kenn’s gar nicht. Ich lege aber einfach Wert auf andere Dinge. Ich brauche es nicht, dass mein Song tausendmal im Radio gespielt wird. Mir geht es darum, dass Tiefe in der Platte ist.
Ich will jetzt nicht lästern, aber warum schreibt man einen Song „Wenn Worte meine Sprache wär’n? Ich weiß ja was er meint, aber ich kann mich damit nicht identifizieren.

DB: Dir geht es nicht um’s Geld, oder? Der Einführungspreis Deiner CD war schon recht niedrig.
Max: In solchen Entscheidungen steck ich überhaupt nicht drin, das macht alles der Zughafen. Die werden ihre Gründe haben. Für mich ist wichtig, dass ich den gewissen Aufwand, den ich betreibe, refinanziert und das ich leben kann, sonst müsste ich ja noch etwas anderes nebenher machen. Aber so lang es mir gut geht, bin ich zufrieden. Also, so wichtig ist mir das Geld nicht.

DB: Versteckst Du Dich während Deinen Auftritt bewusst hinter Deinen Haaren?
Max: Ne, ich mach diese ganzen Sachen auch nicht bewusst, ich hab seit Ewigkeiten die Haare so und das ist so 'ne Art Gewohnheit und ich kann während dem Konzert nicht die ganze Zeit die Haare weghalten. Ja klar, da könnte man drüber nachdenken, habe ich aber noch nicht gemacht und ist auch nicht um irgendwie geheimnisvoll zu wirken. Nicht wie Sido mit seiner Maske.

An diesem Tag warteten noch weitere Bands auf uns. Wallis Bird, eine irische Sängerin mit teilweise deutscher Band, präsentierte uns eine Mischung aus irischem Folk und urbanem Pop. Es überraschte uns sehr, wie sie mit dem Publikum harmonierte und sie dazu brachte unbekannte Texte mitzusingen. Die Festivalbesucher genossen einfach ein sehr leichtes Konzert, bei dem gut mitgeklatscht und geschunkelt werden konnte. Durch einen deutschen Schüleraustausch, beherrscht sie größtenteils die deutsche Sprache.




Danach konnten wir Neuseelands-Reggae-Dub-Größe  „The Black Seeds“ während ihrem Auftritt begutachten und der allgemeinen Meinung, sie seien die weltbeste Reggae-Band, fast zustimmen. Nein, nein, sie waren schon gut, das muss man schon sagen, aber für „weltbeste“, erwarten wir mehr. Trotzdem hat es dem Publikum und auch uns sehr viel Spaß gemacht und wir haben das erste Mal an diesem Tag eine sehr ausgelassene Stimmung wahrgenommen.
Völlig ausgepowert war für uns der Tag dann auch schon zu Ende und wir machten uns auf den Heimweg.

Am Samstag wieder auf dem Gelände angekommen liefen wir zwischen den drei Bühnen umher und sammelten Eindrücke von der gesamten Atmosphäre. Extrem gut gelaunte Menschen, die das Festival besuchen, um eine gute Zeit zu haben. Im Konsens war aber leider zu hören, dass die Besucher hauptsächlich wegen dem Feeling dort waren und die Musik lediglich eine erfreuliche Nebensache war.



Abgerundet haben die K.Rings dieses Video, die Schirmherren des Festivals. Die drei Brüder treten mit einer Mixtur aus Hip Hop, Soul, Reggae, Ska und Punk-Elementen auf. Während ihrem Auftritt zeigten sie sich allerdings als die im Odenwald heimischen netten Jungs. Die Zuschauer waren begeistert von dieser besonderen Mischung und feierten deren “Heimspiel“.





Danach war es Zeit für Boy, dem schweizer-deutschem Duo. Die beiden wirkten auf der Bühne nett und liebreizend. Bis auf die allseits bekannte Glühbirnen-Beleuchtung, hielten sie keinerlei Besonderheit in ihrer Bühnenshow bereit.
Lediglich bei ihrem in den Charts stehenden „Little Numbers“ sang das Publikum vollends mit. Schlussendlich muss man sagen: Eine magere Nummer von einer sehr mageren Sängerin (Valeska Steiner) für den Main-Act des Festivals.




Aber ein Highlight gabs für uns dann noch: Misteur Valaire.
Purer Spaß, der von den fünf Jungs aus Montreal rübergebracht wurde. Mit Trompete, Sequenzer, Percussions, Turntables, Schlagzeug, Bass und ein paar Keyboards. Ein Allerlei aus Elektro und HipHop runden die Beats der kanadischen Jungs ab. Spätestens beim Einsatz der musikalischen Klängen, von den sechs Jungs, konnte niemand mehr still stehen. Es wurde ekstatisch getanzt und gesprungen.


Im Allgemeinen muss man sagen, dass es ein sehr gelungenes Festival war, dass auf jeden Fall in den Odenwald gehört. Es sollte allerdings noch ein wenig am Line-Up gearbeitet werden, um auch Menschen von weiter weg anzuziehen.


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