Montag, 14. Januar 2013

Kool Savas in Offenbach

(& die ganzen anderen; ja die kann man schnell vergessen)


Das Konzertjahr 2013 beginnt schon früh: Am 07.01.2013 in Offenbach und das mit Kool Savas und seiner Warum rappst du?- X-Mas Tour.
Und das soll also unser erstes richtiges „Hip-Hop-Konzert“ werden?  Vielleicht ist es also besser sich das ganze Geschehen erst einmal von oben mit etwas Abstand zu genießen. Ob das Vorurteile sind, zeigt sich natürlich erst am Ende des Konzertes. 

Also… Abwarten.



„Warum rappst du?“ war die erste EP, die Kool Savas als Solokünstler im Jahr 2000 in die Läden brachte. Sie wurde allerdings damals von der Bundesprüfstelle jugendgefährdender Medien (BPjM) indiziert. Aber auch diese Texte waren während des Konzertes zu hören.

Kool Savas, auch unter den Namen Essah und S.A.V. bekannt, nennt sich selber den „King of Rap“. Er erhebt sich somit auf den Rap-Thron und versuchte auf dieser Tour seine „Prinzen“ bekannter zu machen. Mit den, seiner Meinung nach, außergewöhnlichen Mcees hat Savas den Jam-Charakter alter Tage wiederbelebt. Unter Anderem hatte er Architekt, DCVDNS, Laas unltd. und Montez während der Tour dabei, die mehr oder weniger begeisterten. Savas ließ ihnen definitiv ihre Zeit (~1 ½ Stunden), bis er endlich auf der Bühne auftauchte. Wobei mehrfach betont wurde, dass Savas neuen Künstler stetig die Chance lassen möchte, sich selbst zu etablieren. Da scheint die Hip-Hop-Szene mehr füreinander einzustehen, als etliche andere Musikszenen. Absolut keine Ellenbogen zu sehen. Fraglich ist dabei, wie Savas die Auswahl derer trifft, die sich vorstellen dürfen. Man kann sagen: Es war ALLES dabei. Die Zeit, bis Savas auf die Bühne kam, war unseres Erachtens viel zu lang. Der Geduldspunkt war deutlich überschritten. Das sind dann die Momente, in denen das Publikum nicht mal mehr applaudieren will. Die die applaudieren machen dies, um endlich ein Ende zu setzen.
Mischa (26) im Publikum betont direkt: „So genug jetzt, wann kommt der Savas?“. Dies machte das gesamte Publikum mit ständigen "S.A.V."-Rufen ebenfalls deutlich.

Richtig gut kam der „Rap am Mittwoch“ an. Hier gab es richtige Freestyle-Battles – wie man sie kennt. Jeweils zwei Rapper traten gegeneinander an. Und dabei wurde heftig gebattlet, das belebte den gesamten Saal. Nach 1,5 Minuten Battlezeit pro Partei durfte das Publikum per Handzeichen abstimmen. Der ausgewöhnliche Tobi Nice fegte alle nieder und machte das Rennen fast einstimmig.
Hier kann man mal einhören:

Tobi Nice - Paradies


Savas wurde nun lautstark eingefordert, genug anderes gesehen, bereit für den „real“ King of Rap. Und er kam und zeigt, wie man es richtig macht.
Begonnen hat er mit Songs, aus dem älteren Repertoire. Nun kann man schon die Fans der ersten Stunde entdecken. Inhaltlich und in der Wortwahl hat er sich im heutigen Vergleich geändert, wie er auch selbst betont:
„Früher habe ich das mit „Lutsch mein Schwanz“ ausgedrückt, heute würde ich wenigstens „Knabber meine Nüsse“ sagen, das klingt irgendwie dezenter.

Ein Grund, warum Savas noch da ist, wo er ist, liegt sicher daran, dass er ein außergewöhnliches Talent ist. Schließlich ist er seit 13 Jahren im Geschäft. Wenn man jedoch eine Stimme wie er hat, die sich aus Hunderten herauskristallisiert, braucht man dann einen Back-Mc? Er (in diesem Fall Laas unltd.) unterstützt Kool Savas bei seinen Rap-Parts. Sie übernehmen also das „mitrappen“. Dieser war jedoch eher störend, als unterstützend. Als hätte Whitney Houston beim gesamten Gesang einen Duettpartner. Sicher auch Geschmackssache!

Den nächsten Part sollte XAVAS füllen. Xavas ist ein Wortspiel aus den beiden Musikern Xavier Naidoo und Kool Savas (XAVA – SAVAS). Xavier Naidoo lässt kurz grüßen, ist aber bei vollem Terminkalender natürlich nicht selbst erschienen. Wie Savas betont, habe er aber seine besten Pferde aus dem Stall geschickt – für den ein oder anderen fraglich. "Sing um Dein Leben" nennt sich das Projekt von Xavier Naidoo. Beinhaltend sind alle Teilnehmer aus dem Team Xavier der ersten „The Voice of Germany“-Staffel. Also legten sie gemeinsam los: Es klang… gewöhnungsbedürftig. Die starken Hip-Hop-Fans besorgten sich erstmals Bier, oder nutzen die Zeit zum Kräftetanken, während mal wieder ein Blick auf’s Handy gewagt werden konnte.
Es wäre musikalisch klüger gewesen von allen eine passende Stimme auszuwählen, und diesen die Parts alleine singen zu lassen. Wer Xavier’s Stimme kennt, weiß – ihn kann man nicht ersetzen. Und erst Recht kein Mehrstimmiger-Chor. Egal, die Songs sind mega, Savas ist auf höchstem Niveau – und der Gesang war „ganz nett“.



Ab der ersten Minute wurde der Song „Urteil“ gefordert. Diesen sparte Savas sich jedoch für die Zugabe auf. Der Song ist ein Diss-Song gegen Eko Fresh. Dieser begann die öffentliche Austragung der Konflikte mit dem Song „Die Abrechnung“, woraus Savas im „Urteil“ konterte. Der Saal klebte ihm bei jedem Wort an den Lippen und übernahmen einige Parts selbst.

Kool Savas - Urteil (live)


Savas spielt den Track, fügte dennoch hinzu „Der Song ist in einer Situation entstanden, die so nicht mehr aktuell ist. Das möchte ich immer erwähnen, bevor ich den Song spiele“.
Akutell scheint es neuen „Beef“ (Streitigkeiten, wie man sie in der Hip-Hop-Szene nennt) zwischen Kool Savas und Casper zu geben. Casper bekam eine Auszeichnung für den besten Hip Hop, ist dies berechtigt oder nicht, bleibt den Insidern überlassen.
Die Ansage von Casper ist hier eindeutig:

Casper disst Kool Savas


Abgerundet wurde der Abend mit dem Song „Aura“ und damit am bestgeeignetsten Punkt abgeschlossen.

Was wir abschließend sagen:
Wir suchen den Mann, der uns während des gesamten Konzertes „geblendet“ hat mit seiner Erscheinung.


Es war ein sehr netter, gelungener Abend. Darf man das hier sagen, oder ist das zu uncool? Dann so: es war ziemlich fett!
Hey, auf jeden Fall sind alle Fans entspannter, wie bei einem Herbert Grönemeyer Konzert. Dort wurden wir bereits nach 5 Minuten mit einem Wrap bedroht. Also Respekt für die friedlichen Hip-Hop-Fans!

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